Neben Herpes und Chlamydien sind Feigwarzen (Condylomata acuminata) – auch Genital- oder Feuchtwarzen genannt – eine der am häufigsten übertragenen sexuellen Erkrankungen. Bei den Betroffenen bildet sich i. d. R. eine Vielzahl von gutartigen Gewebswucherungen an Anus, Geschlechtsteilen oder Enddarm. Die Feigwarzen haben eine weißliche oder rötliche bis braungraue Färbung und können in der Größe unterschiedlich ausfallen. Bei einigen Patienten erinnern sie an Stecknadelköpfe, bei anderen hingegen wachsen sie zu knollenartigen Wucherungen (sog. Condylomen) aus.
Die Rolle des HPV-Virus
I. d. R. werden Feigwarzen durch die Niedrigrisikotypen des humanen Papillomavirus (HPV) verursacht. Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft sind rund 100 verschiedene Papillomavirus-Typen bekannt, von denen Menschen befallen werden können. Neben den Niedrigrisikotypen des Virus, die Feigwarzen hervorrufen können, existieren auch sog. Hochrisikotypen (insbesondere HPV 16, 18, 31, 33, 35, 39), die krebserregend wirken, wenn sie längere Zeit im Organismus verbleiben. So können bestimmte Typen z. B. das Risiko erhöhen, an einem Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs) zu erkranken.
Die Erbsubstanz des HP-Virus, das eine Größe von ca. 55 nm aufweist, liegt als Doppelstrang-DNA vor. Es befällt einzig die Epithelzellen (Epithel = Deck- oder Drüsengewebe) der Haut resp. der Schleimhäute. Nach Einschätzung von Medizinern sind rund 70–80 % aller Menschen einmal in ihrem Leben von einer HPV-Infektion betroffen. Auch wenn diese Zahl hoch ist, ist ein intaktes Abwehrsystem i. d. R. in der Lage, eine HPV-Infektion zu bekämpfen.
Wer ist von Feigwarzen betroffen?
Laut Angaben der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) können Feigwarzen bei ca. 1 % der sexuell aktiven Menschen (durchschnittliches Alter 15–45 Jahre) festgestellt werden. Meistens treten sie jedoch bei jungen Erwachsenen auf, die zwischen 20 und 24 Jahre alt sind. Bei 10 % dieser Altersgruppe kann im Genital- bzw. Analbereich eine Infektion mit dem HPV-Virus nachgewiesen werden, obwohl keine Feigwarzen erkennbar sind. Insgesamt scheint die Zahl der Betroffenen in den letzten zwei Jahrzehnten gestiegen zu sein.
Wie sieht die Prognose bei Feigwarzen aus?
Die International Union against Sexually Transmitted Infections (IUSTI) geht in ihren für den europäischen Kontinent entwickelten Leitlinien davon aus, dass rund 20–30 % der Patienten, die einmal an Feigwarzen gelitten haben, trotz einer konsequenten Behandlung mit einem erneuten Auftreten von Feigwarzen rechnen müssen.
msf